Digitales Gemetzel und Barbarei

Ein wöchentlicher Überblick über Entwicklungen in der Tech-Welt – von Apple über Google bis hin zu Themen rund um Datenschutz und Privatsphäre. Zusammengestellt von Kai-Uwe Makowski.

Die USA vs. TikTok

Gesellschaften stehen weltweit vor der Herausforderung, als negativ empfundene Auswirkungen der digitalen Sphäre einzuhegen, ohne dabei die positiven Aspekte zu beschränken.

Politiker in den USA haben die Tatsache, dass die beliebte App TikTok chinesischem Einfluss unterliegen könnte, als Problem eingestuft. In der Folge könnte es noch diesen Monat zu erheblichen Einschränkungen der Verfügbarkeit von TikTok in den USA kommen.

https://www.wired.com/story/how-the-us-tiktok-ban-would-actually-work

Bytedance, die Herausgeberin von TikTok, bereitet sich auf den Ernstfall vor, indem sie eine Ausweichapp für ihre Nutzer bereit hält.

https://www.heise.de/news/USA-planen-Verbot-TikTok-bringt-seinen-App-Ableger-Lemon8-in-Stellung-10225589.html

Manche Nutzer reagieren trotzig und wechseln zu Xiaohongshu, einer chinesischen App ohne englischsprachiges Interface, nur um nicht auf die TikTok-Alternativen us-amerikanischer Konkurrenten auszuweichen.

https://www.wired.com/story/red-note-tiktok-xiaohongshu

Der sogenannte „TikTok-Ban“ ist Neuland. Es gab bisher keine vergleichbaren Versuche ein digitales Produkt mit solch enormer Reichweite und Marktmacht radikal zu regulieren. Ob es wirklich soweit kommt, wissen wir nächste Woche.

Digitales Gemetzel und Barbarei

Die Ankündigung, dass Meta in den USA die Moderation von nutzergenerierten Inhalten verändern möchte, führt zu unterschiedlichen Reaktionen.

Brasilien hat letztes Jahr bei einer Auseinandersetzung mit dem Kurznachrichtendienst X aufgezeigt, dass die konsequente Durchsetzung von staatlichen Regeln möglich ist.

https://arstechnica.com/tech-policy/2024/09/elon-musks-x-gives-up-fight-in-brazil-starts-complying-with-judges-demands

Die brasilianische Regierung reagierte auch auf Metas Ankündigung sehr zügig und räumte dem Konzern eine Frist von 72 Stunden ein, um klar zu stellen, ob die neue Inhaltemoderation den gesetzlichen Anforderungen in Brasilien genügt.

https://www.gov.br/planalto/en/latest-news/2025/01/government-underscores-it-will-not-compromise-on-sovereignty-demands-that-changes-in-meta-operations-comply-with-national-laws

In der oben angeführten Quelle wird der brasilianische Präsident Lula zitiert. Er vertritt den Standpunkt, dass für digitale Produkte die gleichen Regeln gelten müssen wie für klassische journalistische Produkte:

„I find it extremely grave that people may want digital communication to not abide by the same responsibilities of the person who commits a crime in printed press, you know? It is as if a citizen could be punished for something he does in real life but not for doing the same thing in the digital world. What we want, in fact, is for every country to have their sovereignty safeguarded.“

Noch deutlicher wird der Generalstaatsanwalt Jorge Messias:

„Brazil has rigorous legislation to protect children and adolescents, vulnerable populations, and the business environment, and we will not allow these networks to transform the environment into digital carnage or barbarity“

Sonos und der Datenschutz

Der Lautsprecherhersteller Sonos stellt eine App bereit, mit der seine Produkte konfiguriert, gesteuert und upgedated werden können. Im Sommer 2024 geriet diese App nach einem problembehafteten Update in die Kritik.

https://arstechnica.com/gadgets/2024/08/app-redesign-blowback-will-cost-sonos-up-to-30-million-ceo-says

Jetzt kommen Probleme mit dem Datenschutz hinzu. Wie heise.de berichtet, ist eine Verwendung der App ohne Freigabe des Standorts nicht möglich.

https://www.heise.de/news/Kein-Update-kein-Setup-Kopfhoerer-Sonos-Ace-zwingen-iOS-Nutzer-zur-Ortsfreigabe-10225543.html

Inzwischen ist der CEO zurückgetreten. Ob die Abfindung in Höhe von 1,9 Millionen $ einen Einfluss auf sein Schuldbewusstsein hat, ist nicht bekannt.

https://arstechnica.com/gadgets/2025/01/sonos-ceo-behind-disastrous-app-exits-with-1-9-million-severance

Google vs. Datenschutz

Im Gegensatz zum Tracking über Cookies ist die Verfolgung von Nutzern über das sogenannte Fingerprinting weniger bekannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fingerprinting_(Trackingtechnik)

Google hat bisher diese Form der Nutzerüberwachung via Richtlinie untersagt. Diese Regelung entfällt ab dem 16. Februar 2025.

https://support.google.com/marketingplatform/answer/15732590

Wieder einmal zeigt sich, dass Unternehmen kein Interesse am Datenschutz haben. Der Trend geht dahin, immer mehr Informationen zu sammeln.

Verbrauchern, die damit nicht einverstanden sind, bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst zu schützen. Für den oben genannten Fall ist der Umstieg auf ein alternatives Betriebssystem wie GrapheneOS eine einfache und wirkungsvolle Lösung.

Müller & Wulff GmbH | Digitale Produkte und Individualsoftware aus Mecklenburg-Vorpommern