Digitale Selbstverteidigung, KI, Browser und Worte, die mit Techno- anfangen

Ein wöchentlicher Überblick über Entwicklungen in der Tech-Welt – von Apple über Google bis hin zu Themen rund um Datenschutz und Privatsphäre. Zusammengestellt von Kai-Uwe Makowski.

Digitale Selbstverteidigung gegen Autokraten

Die aktuellen politischen Veränderungen lösen bei vielen Menschen Besorgnis aus. Ein Teil dieser Sorge wird von einer vermeintlichen Hilflosigkeit gegenüber Ereignissen von enormer Tragweite verursacht.

Diese Hilflosigkeit ist aber ein Trugschluss. Die digitale Sphäre ist für die meisten Menschen ein wichtiger Teil des täglichen Lebens und gerade hier kann sich jeder Einzelne mit geringem Aufwand vor der ständigen Überwachung und Manipulation schützen.

In einem Blog-Beitrag stellt Mike Kuketz 30 Methoden vor, durch digitale Selbstverteidigung die Kontrolle über die eigenen Daten zurückzugewinnen.

https://www.kuketz-blog.de/unplugtrump-mach-dich-digital-unabhaengig-von-trump-und-big-tech

Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz

KI war in den letzten Monaten ein Thema, das viel diskutiert wurde. Ob alle hochgesteckten Hoffnungen erfüllt werden, bleibt abzuwarten.

Leidenschaftlich diskutiert wird auch das Thema Regulierung von KI. Während Europa mit dem AI-Act bereits Leitlinien formuliert hat, werden in den USA die Chancen höher gewichtet als die Risiken. Regulierung wird als Behinderung der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung betrachtet.

Einen spannenden Einblick in die Natur der Risiken künstlicher Intelligenz gab kürzlich ein Experiment, bei dem KI-Agenten Schach gegen ein leistungsfähiges Schachprogramm spielten.

https://www.technologyreview.com/2025/03/05/1112819/ai-reasoning-models-can-cheat-to-win-chess-games

Um zu gewinnen, entwickelten die KI-Agenten zum Teil sehr kreative Wege zum Betrügen. Hier drei Beispiele:

  • Die KI verwendete auf ihrer Seite eine eigene Instanz des Schachprogramms um Züge des Gegners besser voraussagen zu können.
  • Die KI installierte auf der Gegenseite ein anderes, weniger leistungsfähiges Schachprogramm
  • Oder etwas weniger subtil: Die KI entfernte Figuren des Gegners.

Wie die KI-Agenten zu solch kreativen Lösungen kommen ist nicht bekannt:

The bad news is there’s currently no way to stop this from happening. Nobody knows exactly how—or why—AI models work the way they do, and while reasoning models can document their decision-making, there’s no guarantee that their records will accurately reflect what actually happened.

Gute Browser, schlechte Browser

Laut Statista war Chrome mit weitem Abstand der am meisten genutzte Browser in Deutschland. Firefox liegt abgeschlagen auf Platz 2.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/436243/umfrage/meistgenutzte-browser-im-internet-in-deutschland

Mike Kuketz hat 2024 eine Reihe von Browsern im Hinblick auf Sicherheit und Datenschutz verglichen.

https://www.kuketz-blog.de/sichere-und-datenschutzfreundliche-browser-meine-empfehlungen-teil-1

Die Ergebnisse waren eindeutig: Chrome und einige andere Browser wurden gar nicht erst in die Betrachtung mit einbezogen. Dies Begründet der Autor so:

Entweder sind keine oder nur unzureichende Anti-Tracking- und Anti-Fingerprinting-Maßnahmen implementiert, der Nutzer wird überwacht oder die Forks hinken bei der Bereitstellung von Updates (erheblich) hinterher, was die Sicherheit deutlich beeinträchtigt – oder sogar alles zusammen.

Google verschlechtert die Nutzererfahrung für Chrome jetzt noch einmal erheblich, indem das bekannte Add-On „uBlock Origin“, mit dem sich Nutzer vor Tracking und Malware schützen können, deaktiviert und vermeintlich nicht mehr unterstützt wird. Mit einigen Klicks, kann das Add-On jedoch dennoch weiterverwendet werden.

https://www.heise.de/news/Browser-Updates-Sicherheitsluecken-gestopft-und-uBlock-abgedreht-10304708.html

Firefox war laut Test eingeschränkt empfehlenswert, dazu mussten aber einige Defaulteinstellungen verändert werden. Inzwischen hat der Entwickler Mozilla allerdings einen Abschnitt aus den Nutzungsbedingungen entfernt, in dem zugesagt wurde, keine Nutzerdaten zu sammeln und weiter zu geben. Tatsächlich räumt das Unternehmen ein:

Um Firefox kommerziell rentabel zu machen, sammeln wir an mehreren Stellen Daten und geben diese an unsere Partner weiter.

https://netzpolitik.org/2025/neue-nutzungsbedingungen-firefox-loescht-datenschutzversprechen

Wer die Kontrolle über die eigenen persönlichen Daten behalten möchte, der sollte Chrome ganz meiden und auch die Nutzung von Firefox überdenken. Es gibt Browser wie Brave, die nicht nur keine Daten sammeln, sondern Nutzer auch vor der Verletzung der Privatsphäre schützen.

US-Konzerne kassieren ab

heise.de berichtet über erneute Preissteigerungen bei Software des US-amerikanischen Anbieters IBM und zeigt auf, dass diese mit über 50 Prozent seit 2022 weit über dem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus von 12,3 Prozent liegt.

https://www.heise.de/news/Software-Preise-IBM-Co-schlagen-kraeftig-auf-10306008.html

Aus makroökonomischer Perspektive führt eine überproportionale Erhöhung der Softwarepreise zu einer importierten Inflation. Folglich fließen jährlich Milliardenbeträge aus Deutschland in die USA ab.

In dem Beitrag wird diese Situation als alternativlos dargestellt:

Ein Wechsel zu anderen Anbietern ist meist keine Option, da er in der Regel mit hohen Migrationskosten verbunden ist.

Aktuell kommt zu den betriebswirtschaftlichen Abwägungen ein weiteres Argument dazu. Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen in den USA ist das Szenario, dass auf deutsche Unternehmen Druck durch die Drohung mit Abschaltung der Services ausgeübt wird, denkbar geworden. Jeder, der proprietäre Software aus den USA nutzt, sollte diesen Umstand in die Planungen und Kostenabschätzung mit einbeziehen.

Digitalisierung des Verkehrs

Individuelle Mobilität ist gerade in Deutschland ein wichtiges und oft emotionsbehaftetes Thema. Auch hier hält die Digitalisierung Einzug. Fahrer können immer mehr Aufgaben an die Computer in ihren Fahrzeugen abgeben.

Die SAE international kategorisiert die Automatisierung bestimmter Funktionen für Kraftfahrtzeuge in sechs Level:

  1. Level 0: Keine Automatisierung
  2. Level 1: Assistenzsysteme (z.B. adaptiver Tempomat)
  3. Level 2-4: Autonomes Führen des Fahrzeugs in bestimmten Verkehrssituatuionen
  4. Level 5: Vollständig autonomes Fahren

https://www.sae.org/standards/content/j3016_202104

Die Bundesanstalt für Straßen und Verkehrswesen vereinfacht die Kategorisierung zu „assistierter Modus“, „automatisierter Modus“ und „autonomer Modus“.

https://www.bast.de/DE/Presse/Mitteilungen/2021/06-2021.html

Ab Level 3 können Fahrer unter bestimmten Bedingungen die Kontrolle vollständig abgeben. Dies ist in Deutschland bereits zulässig.

https://www.heise.de/news/Autonomes-Fahren-Mercedes-wird-Level-3-autonomes-Fahren-bis-95-km-h-gestattet-10207389.html

In den USA betreibt die Firma Waymo Taxis, die vollkommen autonom im Straßenverkehr unterwegs sind.

https://www.heise.de/news/Robotaxis-Waymo-verdoppelt-die-Zahl-der-Fahrten-innerhalb-von-nur-einem-Jahr-10299742.html

Die Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit sind enorm positiv.

Im Gegensatz zu Menschen sollen die Robotaxis 88 Prozent weniger Sachschäden und 92 Prozent weniger Personenschäden verursachen.

Worte, die mit Techno- anfangen…

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts lösten Worte, die mit Techno- anfangen, beim Empfänger oft positive Gefühle aus. Zum Beispiel Technologie oder auch Technoparty.

Leider gesellten sich zu diesen Beispielen in den letzten Jahren Bezeichnungen für Herrschaftsformen. Diese sind höchst beunruhigend.

Bereits 2023 veröffentlichte der griechische Wirtschaftswissenschaftler Yanis Varoufakis ein Buch mit dem Titel Techofeudalismus. In diesem vertritt er die These, dass der Kapitalismus längst durch eine dem Feudalismus ähnelnde Herrschaftsordnung ersetzt wurde, in denen große Technologieunternehmen und deren ultrareiche Eigentümer Entscheidungen treffen und demokratisch gewählte Politiker diese nur noch ausführten.

https://www.kunstmann.de/buch/yanis_varoufakis-technofeudalismus-9783956146046/t-0

Ende Februar veranlassten die politischen Entwicklungen in den USA das Magazin The New Yorker zur Veröffentlichung eines Artikels mit dem Titel „Techno-Fascism comes to America“. Der Begriff wurde bereits 2011 in dem Buch „Planning for Empire“ von Janis Mimura verwendet. Die Umsetzung in die Praxis, also die Förderung des Umbaus einer liberalen Demokratie zu totalitären Systemen durch digitale Werkzeuge und monopolistische Unternehmen, können wir gerade live beobachten.

https://www.newyorker.com/culture/infinite-scroll/techno-fascism-comes-to-america-elon-musk

Die Verwendung von historischen Begriffen für heutige Entwicklungen allein schon aus dem Grund problematisch, dass der Fokus der Diskussion nur allzu oft vom eigentlichen Problem auf die Unterschiede zu geschichtlichen Beispielen verlagert.

Dennoch muss festgestellt werden, dass Digitalisierung die Ausbildung von autoritären Herrschaftsstrukturen fördern kann. Dies ist kein zwingender Prozess, dennoch müssen liberale Gesellschaften dieses Phänomen im Auge behalten.

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